Darf ich mich vorstellen?
Ich entstamme einer weit verzweigten Familie von Felskobolden und lebe mit meinem Vater, meiner Mutter, meinen Großeltern, Urgroßeltern, Ururgroßeltern und meinen 37 Geschwistern im Elfsandbeingebirge in einer Höhle am Fuße des…. Oh, beinahe hätte ich mich verplappert!
Wir sind nämlich strengstens naturgeschützt und deshalb ist unsere Adresse so geheim, dass wir sie selbst manchmal nicht mehr wiederfinden.
Unsere Höhle ist sehr klein, nur ein winziger Plakatmeter, und nachts finde ich das ja echt kuschlig. Aber am Tage ist es mir einen Krümel zu eng und ich ziehe meist mit vierzehn von meinen Brüdern los, um Abenteuer zu erleben. Wir klettern, wir springen von Stein zu Stein, und am allerallerliebsten nagen wir mit unseren gewaltigen Zähnen an irgendetwas herum.
Aber das Beste an uns Felskobolden ist: Wenn wir die Augen schließen und eine halbe Sekunde lang „frrrwwwffffzzz“ denken, landen wir ratzi-fatzi dort, wo wir uns gerade hinwünschen.
Und so bin ich auch zu euch geraten. Aber mal zwei nach dem anderen:
Eines Tages nagte ich gerade neben einem Wanderweg an einem obersaftigen Zweig herum, da stand plötzlich wie aus dem Nichts ein Menschenkind vor mir. Mädchen oder Junge? Da fragt ihr Sachen, für mich sieht eins aus wie das andere. Normalerweise rieche ich die Menschen sofort und mache mich ratzi-fatzi aus dem Staub, aber der Zweig war wohl ein bißchen zu lecker… Wir erschraken beide mächtig und ich zitterte ein wenig, weil ich dachte, das Kind würde seine Eltern rufen. Aber nein, es hockte sich vor mich hin und fragte mich freundlich, wer ich bin. „Der Razeho“ murmelte ich leise und das Kind flüsterte: „Was für ein schöner Name! Und er passt zu dir!“ Da wurde ich gleich 3 Millimeter größer und setzte an, ein bisschen mit dem Kind zu plaudern. Doch da näherte sich eine große Wandergruppe. Das Kind seufzte und sagte bedauernd: „Ich muss weiter, aber komm mich doch mal im Amselnest besuchen. Wir würden uns alle freuen!“ Und schon war es davongelaufen, bevor ich auch nur Luft holen und fragen konnte, in welchem Baum das Nest denn zu finden sei.
Aber ich wusste mir zu helfen. Denn wir wohnen zwar hinter den sieben Bergen, aber nicht hinterm Mond, und mein Urgroßvater war der erste Felskobold, der sich dieses komische Imkernetz besorgt hatte. Jedenfalls gab ich dann an unserer Aufklappschachtel „Amselnetz“ ein und da erschien ein seltsamer Name: Kindertagesstätte Rathewalde. Ich schloss die Augen, dachte so schnell wie nie zuvor „frrrwwwffffzzz“ und stand plötzlich vor einem großen hellgrünen Haus. Bevor ich mich sammeln konnte, ging die Tür auf und eine Unmenge von Menschenkindern stürzte heraus. Und direkt auf mich zu! Alle wollten mich drücken und ich bekam schon fast keine Luft mehr, aber mir kitzelte es im Bauch vor lauter Fri-Fra-Freude. Ich blieb lange bei den Menschenkindern und spielte mit ihnen Fangen und nagte ihnen Spazierstöcke zurecht.
Seit diesem Tag schneie ich regelmäßig vorbei und irgendwann fragte mich ein Papa von einem Menschenkind, ob ich vielleicht auch mal in so eine Aufklappschachtel möchte und ob ganz viele Leute mich kennenlernen sollen. Da bin ich natürlich noch mal 3 Millimeter gewachsen vor Stolz und hab ratzi-fatzi zugesagt…
Und jetzt bin ich ein …wie heißt es noch, irgendwas mit Omi… jawoll, ein Promimenter…und bei jedem Spaß dabei, den sich die Eltern und Kinder hier so ausdenken.
Also, ich hoffe, wir sehen uns noch gaaaanz oft wieder!
Koboltblaue Grüße von euerm Razeho!